Roger Sutter (Autor)
Ob im Rahmen eines Studiums, einer Weiterbildung oder ganz konkret im Unternehmen, wahrscheinlich haben Sie sich bereits mit der Strategie, resp. deren Lehre auseinandergesetzt. Sie mögen deshalb denken, Strategie sei ein langwieriger Prozess, den es periodisch effizient und formell richtig abzuhalten gilt, um sich dann wieder rasch der operativen Umsetzungsdynamik zu widmen. Verständlich. Oder gibt es einen goldigen Mittelweg, der im Zeitalter der Digitalisierung die besten Erfolge bringt?
Geschwindigkeit hat im aktuellen Zeitalter in der Tat eine neue Dimension erreicht. Wirtschaftsvertreter versuchen akribisch mit der Dynamik des Wandels mitzuhalten, während der Grad der Digitalisierung und die Vernetzung steigen und autonome Technologien Einzug halten. Dank intelligenter Algorithmen, lernenden Systemen und Smart Data verändern sich Entscheidungsprozesse und Führungsstrukturen - zumindest sollten sie dies. Die Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens wird zur entscheidenden Kernkompetenz.
Jetzt kommt das Aber: Ein Schiff, das mit jedem Windwechsel die Richtung ändert, erreicht nie das Ziel und schon gar nicht als Erstes. Es braucht eine strategische Richtung.
Der Schlüssel zur Kreativität liegt darin, mit dem Ende im Kopf zu beginnen, mit einer Vision und einem Plan des gewünschten Ergebnisses (Stephen Covey).
Visionen und Ziele geben uns genau diese Richtung vor. Unsere Strategie sagt uns, wie wir am besten dorthin gelangen. Wie in der Blue Ocean Strategie von W. Chan Kim und Renée Mauborgne treffend beschrieben, sollten wir uns in der chancengepackten Digitalisierung dabei nicht auf die Konkurrenz fokussieren, sondern auf erfolgsversprechende Geschäftsmodelle der Zukunft. Und genau hier kündigt sich eine riesige Auswahl an Enabler-Technologien auf, die strategisch wichtig - aber nicht von heute auf morgen erschlossen werden können. Optionen, Standards und die richtigen Partner sind sorgfältig zu evaluieren und auf eine gemeinsam zu entwickelnde Roadmap zu verpflichten. Aus dem persönlichen Netzwerk aus Peers, Fachkräften und unabhängigen Beratern kommen die nötigen Signale, um die eingeschlagene Richtung laufend auf deren Sinnhaftigkeit, Machbarkeit und Potenzial beurteilen zu können. So wird Strategie operationalisiert, ohne das grosse Ganze aus den Augen zu verlieren.
Sie möchten nicht über Strategie sprechen? - Tun Sie es trotzdem und zwar rege und nicht nur mit Vertretern der eigenen Branche. Oft kommen vielversprechende (disruptive) Ansätze aus einer ganz anderen und oft unerwarteten Ecke.
Die Türen für neue Technologien öffnen
Unternehmen sind gut beraten, die richtigen Technologien zwecks Automatisierung, Leistungssteigerung und Erschliessung neuer Märkte einzusetzen. Insbesondere neue IoT-Werkzeuge und Maschine-Learning-Applikationen gilt es geschickt und robust nutzbar zu machen und damit Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Typischerweise sind jedoch genau diese Elemente nicht integraler Bestandteil der eigenen Kernsysteme (ERP, MES, PPS, etc.) und erfordern neue strategische Partnerschaften. Gerade die Business Software Partner können sich jedoch als entscheidende Intermediäre und Befähiger auf dem Weg zur bspw. Smart Factory entpuppen. Wenn der Business Software Partner den Anschluss verliert, werden die Kunden über kurz oder lang mit untergehen. Auch hier sind frühzeitig die richtigen strategischen Weichen zu setzen. Flexible, cloudfähige und plattformunabhängige Suiten mit einer modernen Systemarchitektur und offenen Schnittstellen öffnen die Türen in alle Entwicklungsrichtungen. Vermag ein Unternehmen parallel dazu die Kultur und Prozesse geschickt zu synchronisieren und ein gutes und skalierbares Datenkonzept zu implementieren, dann ist es wahrlich gut für die aktuellen und vielleicht sogar die zukünftigen Herausforderungen aufgestellt.
Einfacher gesagt als getan. Der Weg ist mit zahlreichen Hürden gespickt und erfordert Zeit, Geld und Fachkräfte. Wer clever agiert, nutzt die Lernkurve erfahrener Peers, Spezialisten und Referenzfälle aus der Praxis. Unabhängige Berater können dabei ebenfalls helfen, den Fokus richtig zu setzen und die beschränkten Ressourcen richtig einzusetzen.
Halten wir fest: Strategische Orientierung ist gerade dann wichtig, wenn sich die Ereignisse überstürzen und wir Gefahr laufen, uns zu verzetteln. Niemand weiss, wie die Welt in einigen Jahren im Detail aussehen wird. Eine Vorhersage war in der Vergangenheit sicherlich einfacher; gewisse Parallelen zu den früheren industriellen Revolutionen lassen sich jedoch ausmachen. Entscheidend ist, dass die Unternehmen sich auf allen Ebenen richtig für die Zukunft aufstellen und sich gut vernetzen. Ein pragmatischer und gelebter Strategieprozess kann dabei helfen, als Organisation zu lernen und einen nötigen Kurswechsel frühzeitig einzuleiten. Dabei können auch bewährte Techniken wie "Design Thinking" oder "LEGO(R) SERIOUS PLAY(R)" helfen und Farbe reinbringen.