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Auswirkungen der digitalen Transformation

24.02.2023

Wir haben mit einer Studie die Auswirkungen der digitalen Transformation auf Führungs-, Organisations- und Entscheidungsstrukturen analysiert.

Daniel Frei (Autor)

Der digitalen Transformation werden weitreichende Auswirkungen auf die Organisation und deren Arbeitsweise zugeschrieben. Entsprechend sind auch veränderte Anforderungen an Führungskräfte sowie an die Art und Weise der Entscheidungsfindung zu erwarten. Mit dem Einsatz und der Nutzung digitaler Technologien werden bestehende Regeln und Strukturen in Frage gestellt. Um diese Auswirkungen sichtbar zu machen, haben wir mehrere Studien analysiert. Diese umfassen die Bereiche

  • Leadership im digitalen Kontext;
  • Veränderung der organisatorischen Zusammenarbeit beim Einsatz neuer Technologien;
  • Konzepte zu digitalen Transformationsstrategie;
  • Konzepte zum Big Data Einsatz für die  Entscheidungsfindung.

Bereitschaft und Verantwortung

Der Druck digitaler Technologien bricht organisatorische Grenzen auf. Die Veränderung durch die Digitalisierung macht es für Unternehmen notwendig, 
Verantwortlichkeiten bei der Auswahl für das Unternehmen wichtiger digitaler Technologien dem C-Level zu übertragen. Diese sollten sorgfältig und schrittweise die Bereitschaft der Organisation für digitale Veränderungsprozesse bewerten. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der passenden Geschwindigkeit.

Kompetenzen

Zusammenfassend kann betont werden, dass der Wert der technischen Kompetenzen ansteigt. Dies stellt einen Wechsel vom Paradigma der letzten Jahrzehnten dar, wonach Führung in erster Linie emotionale und soziale Intelligenz erfordert. Ungeachtet dessen müssen Führungskräfte auch den Umgang mit verschiedenen Technologien verstehen und managen. IT-Kenntnisse und -Fähigkeiten sind gefragte Anforderungen um in einer digitalisierten Umgebung zu arbeiten. Der Technologieeinsatz sollten auf dem neuesten Stand der Technik beherrscht werden.

Digitalisierung vs. Digitale Transformation

Die Frage lautet nicht mehr, wann Unternehmen die digitale Transformation zu einer strategischen Priorität machen müssen, sondern wie sie sich dieser annehmen und als Wettbewerbsvorteil nutzen.

Die Digitalisierung bezieht sich auf die Umwandlung von Informationen aus der analogen in die digitale Welt oder auf die Automatisierung von Prozessen durch Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).

Die digitale Transformation befasst sich mit den Veränderungen, die digitale Technologien im Geschäftsmodell, den Produkten, den Prozessen und der Organisationsstruktur eines Unternehmens bewirken können. Diese Veränderungen lassen sich in individuellen und organisatorischen Kontexten beobachten.

Die digitale Transformation ist ein komplexes Thema, das viele oder alle Bereiche eines Unternehmens betrifft. Manager müssen gleichzeitig die Ressourcen ihres Unternehmens ausbalancieren. Dies scheint insbesondere auch organisatorische Agilität vorauszusetzen. Gegenwärtig fehlt es Führungskräften oft an Klarheit über die verschiedenen Optionen und Elemente, die sie bei ihren Bemühungen um die digitale Transformation berücksichtigen müssen. Infolgedessen laufen sie Gefahr, wichtige Elemente der digitalen Transformation zu vernachlässigen oder Lösungen zu ignorieren.

Transformationsstrategie

Während die Bausteine einer digitalen Transformationsstrategie bekannt sind, fehlt es an klar spezifizierten Richtlinien für Führungskräfte, wie sie die digitale Transformation angehen und eine gut definierte digitale Transformationsstrategie umsetzen können. Um sicherzustellen, dass das Unternehmen den Wert der digitalen Transformation ausschöpft, sollten Unternehmen die digitale Transformationsstrategie sorgfältig entwickeln. Dabei gilt es zahlreiche Aspekte der digitalen Transformation zu koordinieren und durch die Komplexität und Mehrdeutigkeit hindurch zu navigieren. Eine digitale Agenda muss mit anderen operativen oder funktionalen Strategien abgestimmt werden.

Daten, Daten und Daten

Big Data hat das Potenzial, Führungsentscheide auf eine wesentliche Art und Weise zu verändern, sowie stark zu beschleunigen. Hierzu ist das Ausmass zu berückscihtigten, wie Big Data den Prozess der Entscheidungsfindung auf Führungsebene verändert. Studien zeigen drei wesentliche Erkenntnisse.

  1. Vorhandene Defizite von kognitiven Fähigkeiten in Bezug auf Big Data, Probleme mit kognitiven Verzerrungen und kognitiver Überlastung;
  2. Gefährdung des Zusammenhalts des Führungsgremiums.
  3. Big Data Auswirkungen auf die Verantwortung und Kontrolle innerhalb von Führungsteams.

Bei der Betrachtung strategischer Entscheidungsfindung als ein Prozess mit verschiedenen Bedingungen, nennt die Literatur einen Mangel an Informationen, als eine Hauptquelle der Unsicherheit. Mit Big Data verwandelt sich dieser Mangel an Informationen in einen Überfluss, resp. mit dem Potenzial diese Daten in nutzbare Informationen umzuwandeln. Daten haben das Potenzial, das Risiko von Entscheidungen zu reduzieren und diese zu verbessern, beispielsweise indem das Führungsgremium eine ganzheitlichere Sichtweise einnehmen kann. 

Digitale Transformation als die Lösung?

Digitale Technologien verändern Abläufe, Produkte und Dienstleistungen in grossen und kleinen Unternehmen. Die digitale Transformation wird als Lösung für organisatorische 
Herausforderungen in Bezug auf Effizienz und Effektivität angepriesen. Jedoch drängt sich auch die Auseinandersetzung mit den wichtigsten Dilemmas auf, mit denen Führungskräfte bei digitalen Initiativen konfrontiert sind. Veränderungen haben Kosten und Konsequenzen. Führungskräfte stehen vor einigen schwierigen Entscheidungen mit potenziell disruptiven Technologien und digitalen Transformationsinitiativen. Als wichtigste Herausforderungen und gleichzeitig Dilemmata von Führungskräften 
werden genannt:

  1. Prioritäten (Steigerung der Effizienz oder Sicherstellung des laufenden Betriebs oder Kundenbedürfnisse);
  2. Daten aggregieren oder personalisieren;
  3. Bereitstellung von mehr Ressourcen für IT-Mitarbeiter oder mehr Self-Service-Analytik;
  4. Speicherung aller Daten oder nur einer Auswahl davon;
  5. Von Menschen ausgeführte Arbeit oder IT gesteuerte Elemente;
  6. Sicherheit oder Zugänglichkeit der Daten;
  7. Privatsphäre von Individuen oder Verständnis für ein Individuum?

Von der Studie in die Praxis

Wir haben alle in den Studien identifizierten Auswirkungen der digitalen Transformation auf Führungs-, Organisations- und Entscheidungsstrukturen analysiert und die Abhängigkeiten bildlich dargestellt. Dabei haben wir als wesentliche Aspekte solche aufgeführt, welche in den Studien mehrfach und genügend umfassend berücksichtigt sind.

Zur praxisorientierten Beurteilung der möglichen organisationsspezifischen Auswirkungen der digitalen Transformation auf die drei Strukturelemente Führung, Organisation und Entscheidungsfindung fehlen klare und eindeutige Richtlinien oder Methoden. Wie sich die digitale Transformation im spezifischen Kontext der Organisation auswirkt, kann weder allgemein gültig noch verbindlich vorausgesagt werden. Mit den nachfolgenden Fragestellungen, deren Beantwortung und einer unternehmensinternen Reflektion, können mögliche Auswirkungen in der Praxis identifiziert und daraus Handlungsemfehlungen (oder mindestens Handlungserkenntnisse) abgeleitet werden: 

  1. Wie hoch ist der aktuelle Druck digitaler Technologien auf organisatorische Grenzen, Führungs-, Informations- und Entscheidungsprozesse?
  2. Wie stark ist der Unternehmenserfolg vom Aufbau stärker integrierter, digitaler und vernetzter Beziehungen abhängig?
  3. Welcher Stellenwert und welche Verantwortlichkeiten kommen den obersten Führungskräften bei der Auswahl wichtiger digitaler Technologien zuteil?
  4. Beansprucht die digitale Tranformation eine eigenständige Strategie und Zuständigkeit oder wird diese in der Unternehmensstrategie verankert und durch die oberste Führung gesteuert?
  5. Wird die digitale Transformation als kontinuierliche strategische Weiterentwicklung des Unternehmens wahrgenommen oder eher als ein Projekt mit planbarem Ende?
  6. Besteht bei den Führungskräften Klarheit über die verschiedenen Optionen und Elemente, die sie bei ihren Bemühungen um die digitale Transformation berücksichtigen müssen?
  7. Werden neue Technologien systematisch evaluiert und dabei Veränderungen, Auswirkungen, Potentiale und Risiken in den obersten Führungsgremien identifiziert und aktiv bewirtschaftet?
  8. Fördert eine Echtzeit-Beteiligung vieler Beteiligter an den Entscheidungsprozessen die Erreichung der Unternehmensziele?
  9. Wird von den Führungskräften erwartet, dass sie einen partizipativen Führungsstil einnehmen und die Beteiligten bei der täglichen Entscheidungsfindung berücksichtigen?
  10. Wie ausgeprägt sind digitales Wissen und digitale Fähigkeiten über verschiedene Führungsstufen vorhanden? Wer oder in welchen Bereichen und Gremien werden digitale Initiativen und Projekte voran getrieben?
  11. Verspricht der Einsatz und die Nutzung digitaler Technologien einen entscheidenden Vorteil für die Organisation und die Mitarbeitenden?
  12. Bestehen Informationslücken bei Entscheidungsfindungen welche durch die Nutzung von Big Data geschlossen werden könnten?
  13. Welcher Ansatz für die digitale Transformation passt am besten zum Unternehmen a) Top-down und/oder Innovations-orientiert oder b) Bottom-up und/oder IT-basiert?
  14. Wie hoch ist die finanzielle Investitionsbereitschaft?

Als Basisartikel dient “The Role of Leadership in a Digitalized World: A Review” (Cortellazzo et al., 2019). Der Artikel beschreibt wie der Einsatz und die Nutzung digitaler Technologie Organisationen in einer nicht umkehrbaren Weise verändert. Die weiteren Artikel sind “How Technology Is Changing Work and Organizations (Cascio & Montealegre, 2016)”, “E-leadership Implications for theory research, and practice (Bruce et al., 2001)”, “Options for Formulating a Digital Transformation Strategy (Hess et al., 2016)”, “Big data, big decisions: The impact of big data on board level decision-making (Merendino et al., 2018)” sowie “Challenges for digital transformation – towards a conceptual decision support guide for managers (Heavin & Power, 2018)”. Zur Ergänzung und Überprüfung der Erkenntnisse aus der getroffene Auswahl wurden diese noch um zwei weitere Artikel ergänzt: “Adding the “E” to E-Leadership: How it May Impact Your Leadership (Avolio & Kahai, 2003)” und “Service Innovation in the Digital Age (Barrett et al., 2015)”.