Daniel Frei (Autor)
Parallel zur digitalen Transformation nimmt seit ca. den 1980er Jahren auch die Nutzung von ERP Systemen zu. Diese ermöglichen den Unternehmen, komplexe Prozesse zu automatisieren, die Produktivität zu steigern und weitere Systeme und Abläufe zu integrieren.
Und trotz nachweislichen ERP Systemerfolgen scheint es, dass sich diese selbst im Zeitalter der digitalen Transformation befinden. An diversen Orten begegnen wir der Frage, ob ERP Systeme nach über 40 Jahren vielleicht am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sind? Natürlich sind dabei komplexe Zusammenhänge zu betrachten. Auch zu erwähnen ist, dass der aktuelle Markt von reifen ERP Systemen geprägt ist. ERP Systeme sind für viele Unternehmen überlebenswichtig geworden.
ERP Systeme geniessen aber nicht nur einen guten Ruf. Berichte von gescheiterten ERP Projekten tragen ihres dazu bei. Nicht selten können die gestellten Anforderungen nicht umfassend erfüllt werden. Kostenüberschreitungen und Enttäuschungen sind dann nicht mehr weit. Auch der starke Wettbewerbsdruck trägt dazu bei.
Roadmap und Fokus "Mensch"
Für Unternehmen, die ihr bestehendes ERP System in das neue digitale Zeitalter führen wollen, wird empfohlen, eine passende Roadmap zu definieren. Diese soll (neue) Technologien berücksichtigen und sich auf Menschen und Prozesse konzentrieren. Insbesondere der Fokus "Menschen" scheint ein entscheidendes Schlüsselelement zu sein. Sowohl bei ERP Systemen, wie auch bei der digitalen Transformation. Ausgehend von ihrem ursprünglichen Zweck sind ERP Systeme stark daten- und prozessoptimiert, während weiche Faktoren wie User Experience oder User Engagement nicht mit der gleichen Intensität entwickelt wurden.
Ich gehe davon aus, dass Unternehmen in der Regel eher früher als später eine Entscheidung über ihre zukünftige ERP Landschaft treffen müssen. Dabei gilt es, die Frage zu beantworten: "streben wir nur eine (einfache) ERP Implementierung / Konsolidierung an, oder ist / sollte sie Teil einer digitalen Transformation sein?"
Im ersten Fall besteht die Konsequenz darin, den Status quo weiter zu automatisieren und optimieren. Im zweiten Fall besteht die Entscheidung darin, innovative, disruptive Technologien in Betracht zu ziehen. Dies führt potentiell zu Änderungen des aktuellen Geschäftsmodells. Hiermit wird rasch ersichtlich, dass sich die beiden Fälle wesentlich in ihren Konsequenzen unterscheiden.
Tendenzen und Erwartungen
Eine gegenläufige Tendenz könnte sein, dass sich ERP Systeme über die Zeit hinweg tendenziell von grossen zu kleinen/mittleren Unternehmen hinbewegt haben. Bei IT-nahen Innovationen nehme ich aktuell eher die Richtung von kleinen/mittleren zu grossen Unternehmen zur Kenntnis. Wie auch immer diese Tendenzen interpretiert werden, die damit verbundenen Veränderungen sind nicht weg zu diskutieren. Die Digital Natives sind unsere zukünftigen Mitarbeitenden und Kunden. Sie sind es sich gewohnt, über mobile Geräte zu kommunizieren, digital zusammenzuarbeiten und sich aktiv über verschiedene Kanäle einzubringen. Bezogen auf die Erwartungen im Technologiekontext bedeutet dies, dass einfach zu bedienende Tools und Informationen erwartet werden.
ERP Systeme und was sich gerade verändert
Bis heute ermöglichen leistungsstarke ERP Systeme grosse Potentiale. Sie können umfassende Datenbestände verwalten, Prozesse automatisieren und wesentlich zu betrieblicher Effizienz beitragen.
Gleichzeitig können wir aber auch feststellen:
- Die Unternehmen sind je länger je mehr darauf angewiesen, dass die verfügbaren Ressourcen zielgerichtet eingesetzt werden.
- Dienstleistungen und Produkte sind oft nicht mehr das Ergebnis einzelner Unternehmen, sondern eines Netzwerks oder sogar eigener Ökosysteme. Dies erfordert eine enge digitale Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitenden, Lieferanten, Kunden, Behörden und weiteren Beteiligten.
ERP Systeme werden in den kommenden Jahren nicht verschwinden. Sie bilden den Kern der IT-Landschaft. Dazu müssen sie äusserst zuverlässig und stabil zur Verfügung stehen. Die für das Unternehmen wichtigen und erfolgskritischen Prozesse müssen weitgehend automatisiert werden können. Selbstverständlich gilt es auch, ERP Systeme jederzeit von irgendwo verfügbar zu haben. Stets verbunden mit einer hohen Benutzerfreundlichkeit.
Klassische Unternehmen setzen ein ERP System ein, um klassische Ziele zu erreichen. Dies sind beispielswiese die Automatisierung, Standardisierung und Harmonisierung.
Innovative Unternehmen betrachten ERP Systeme sowohl als Kernelement, wie auch als variablen Bestandteil in der digitalen Transformation. Sie sind stets auf der Suche nach passenden Lösungen für den Umgang mit umfassenden Datenbeständen, zur Automatisierung der Prozesse und zur Steigerung der betrieblichen Effizienz. Dabei behalten sie stets das Zusammenspiel Mensch - Technologie im Fokus. Manchmal lässt sich eine positive Veränderung mit dem ERP System, manchmal mit einem anderen System und vielleicht auch ganz anders lösen. Für diese schwierigen Entscheidungen haben Unternehmen eine entscheidende Ressource verfügbar: IHRE MITARBEITENDEN.