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Digitale Transformation (1/14)

30.05.2022

Der aktuelle Druck digitaler Technologien verändert organisatorische Grenzen, Führungs-, Informations- und Entscheidungsprozesse.

Daniel Frei (Autor)

Die 14-teilige Serie zur digitalen Transformation setzt sich sowohl mit konkreten Fragestellungen wie auch mit theoretischen Konzepten auseinander. Der digitalen Transformation werden weitreichende Auswirkungen auf die Organisation und deren Arbeitsweise zugeschrieben, entsprechend sind veränderte Anforderungen an Führungskräfte sowie an die Art und Weise der Entscheidungsfindung zu erwarten. Mit dem Einsatz digitaler Technologien werden bestehende Regeln und Strukturen in Frage gestellt.

Gem. einer Studie 1) wird der Druck digitaler Technologien organisatorische Grenzen aufbrechen und führungszentrierten Informations- und Entscheidungsprozessen Platz machen. Der Zugang zu Informationen kann demokratischer und die Entscheidungsmacht unter allen Beteiligten neu aufteilt werden. Doch trotz der partizipativen Dynamik werden Machtkämpfe und Hierarchien immer noch grundlegende Kräfte sein, welche heterogene Gruppen von Menschen zusammenhalten. Führungskräfte sind dann die Schlüsselakteure bei der Identifizierung von Zielen und um der Organisation eine klare Identität durch eine gemeinsame Vision zu geben. Die Veränderung durch die Digitalisierung macht es für Unternehmen notwendig, Verantwortlichkeiten bei der Auswahl für das Unternehmen wichtiger digitaler Technologien dem C-Level zu übertragen. Diese sollten auch sorgfältig und schrittweise die Bereitschaft der Organisation für digitale Veränderungsprozesse bewerten. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der passenden Geschwindigkeit. Um das Scheitern von IT-Projekten zu vermeiden, müssen CEOs die Anerkennung der Rolle des CIO sowie die Zusammenarbeit zwischen dem CIO und anderen Top-Managern gezielt berücksichtigen.

Die Wissenschaftler sind sich einig, dass der Bedarf an Geschwindigkeit, Flexibilität und der leichtere Zugang zu Informationen die Einführung von flacheren und dezentraleren Organisationsstrukturen fördert. Im digitalen Kontext können Wissen und Informationen besser sichtbar und leichter geteilt werden. Die digitale Transformation ermöglicht die Echtzeit-Beteiligung vieler Beteiligter an Entscheidungsprozessen, was ihre Partizipation erhöht. Von Führungskräften wird daher erwartet, dass sie einen partizipativen Führungsstil einnehmen und die Beteiligten bei der täglichen Entscheidungsfindung berücksichtigen.

Dieselben digitalen Werkzeuge, die eine erhöhte Autonomie bieten sind jedoch auch diejenigen, welche Beteiligte in eine grössere Isolation führen können 2). Laut einer weiteren Studie 3) sind einige der häufigsten Probleme, die durch die Digitalisierung von Organisationen entstehende Entfremdung der Mitarbeiter, schwache soziale Bindung und schlechte Rechenschaftspflichten.

Zusammenfassend kann der gestiegenen Wert der technischen Kompetenzen betont werden. Dies stellt einen Wechsel vom Paradigma der letzten Jahrzehnte dar, wonach Führung in erster Linie emotionale und soziale Intelligenz erfordert. Ungeachtet dessen müssen Führungskräfte auch den Umgang mit verschiedenen Technologien verstehen und managen. IT-Kenntnisse und -Fähigkeiten sind gefragte Anforderungen um in einer digitalisierten Umgebung zu arbeiten 4). 

Führungsgremien reagieren unterschiedlich auf diesen Druck und versuchen diesem mit neuen Arbeitsweisen zu begegnen 5). Dabei ist erkennbar, dass mehrfach die Einführung von unterstellten Gremien resultiert und diesen der Umgang mit komplexen Herausforderungen übertragen wird. Dies verdeutlicht das vorhandene Defizit an Fähigkeiten zur Bewältigung genau dieser Herausforderungen. Führungsgremien müssen daher ihre kognitiven Fähigkeiten auch auf individueller Ebene entwickeln.

Zur praxisorientierten Beurteilung der möglichen organisationsspezifischen Auswirkungen der digitalen Transformation auf die drei Strukturelemente Führung, Organisation und Entscheidungsfindung fehlen klare und eindeutige Richtlinien oder Methoden. Wie sich die digitale Transformation im spezifischen Kontext der Organisation auswirkt, kann weder allgemein gültig noch mit verbindlicher und hoher Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden. 

In der Praxis ist es oft etwas "dass man gut spürt", der aktuelle Druck auf die Organisation, die Führung und die Kommunikation zeigt sich gut aus den Verhaltensweisen, der diversen externen wie internen Rückmeldungen und oft auch in den konkreten Zahlen und Werten. Was mögliche Konsequenzen aus gänzlich fehlenden oder nicht angenommenen (nicht akzeptierten) Digitalisierungsstrategien sind, zeigen häufig genannte Beispiele eindrücklich auf. Die digitale Transformation ist somit weit mehr als ein IT-Thema. Sie ist strategisch wichtig und kritisch für fast alle Unternehmen und deren Bereiche. In welchem Umfang dies aktuell der Fall ist, darf jede Unternehmung für sich selbst beurteilen - aber, bitte stellen sie sich diese Fragen.

  1. Van Outvorst et al., 2017
  2. Pulley & Sessa, 2001
  3. Van Wart et al., 2017
  4. Horner-Long & Schoenberg, 2002
  5. Merendino et al., 2018