Daniel Frei (Autor)
Die Digitalisierung ist eine der grossen Herausforderungen für viele Organisationen. Sie ist oft mit Projekten zur Konzeption, Einführung und Nutzung von Softwarelösungen und Datenbanken verbunden. Im Rahmen seiner Masterthesis hat unser Senior Project Manager Daniel Frei die ursprünglichen Ziele eines Projekts mit dem letztendlichen Erfolg, insbesondere wie er von den Mitgliedern des Digitalisierungsprojekts wahrgenommen wird, untersucht.
Projekte werden von Menschen gestaltet, bearbeitet und bewertet.
Sowohl die wissenschaftliche Erforschung entsprechender Erfolgsfaktoren wie auch Modelle für den Einsatz in der Praxis stossen auf ein grosses Interesse. Denn es bestehen weiterhin Unsicherheiten in der Initialisierung, Konzeption und Durchführung von Digitalisierungsprojekten, insbesondere auch betreffend dem personellen Ressourceneinsatz. Dazu bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, die für ein Projekt erforderlichen personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Die Zuteilung kann beispielsweise hierarchisch, von oben befohlen erfolgen, eine am Projekt interessierte Person kann sich freiwillig melden oder es kann ein strukturiertes Auswahlverfahren, analog dem bei einer Personaleinstellung für eine neue Arbeitsstelle, durchgeführt werden.
Die gezielte Mitberücksichtigung bestimmter Persönlichkeitseigenschaften, verschiedener Commitment Formen sowie der zur Zusammenarbeit im Team relevanten Fähigkeiten ist aufwendig und anspruchsvoll. Sie ist nur möglich, wenn die Eigenschaften und Fähigkeiten der für die Projektmitarbeit infrage kommenden Personen bekannt sind. Im beruflichen Alltag steht das Wissen über diese Eigenschaften jedoch selten in strukturierter Form zur Verfügung oder die für deren Erhebung benötigte Zeit kann aus unterschiedlichen Gründen nicht investiert werden. Diese Vorleistungen für Digitalisierungsprojekte sind frühzeitig und gewissenhaft zu erbringen.
Motivation für tiefgreifenden Wandel
Ob es bei der Motivation um die Freude geht, an einem wichtigen Projekt mitarbeiten zu dürfen, um die Selbstbestätigung oder ein Gefühl des Auserwählten, ist wahrscheinlich gar nicht so entscheidend. Bestimmt aber schwierig einzuschätzen.
Digitalisierungsprojekte basieren auf der Einführung von Neuerungen technologischer, prozessualer und inhaltlicher Art und werden in Teamarbeit konzipiert und realisiert. Sie bedingen einen oft tiefgreifenden Wande.
Die Studie gelingt es, den insgesamt wahrgenommenen Projekterfolg, bestehend aus den drei Dimensionen zur (1.) Erreichung der Projektziele, der (2.) Wirkung auf die Organisation nach dem Projekt und durch die (3.) individuellen Erfolge im Zusammenhang mit der Projektarbeit zu erklären.
Zur Erreichung von Projekterfolgen sind Leistungen vor dem Start des neuen Projekts zur Digitalisierung zu erbringen, insbesondere zur Festlegung, welche Mitarbeitenden wie involviert werden. Diese Vorleistungen betreffen einerseits die potenziellen Mitglieder des Projektteams selbst, jedoch auch die Führungskräfte, HR- und weitere Stellen, welche einen Beitrag zur optimalen Teambesetzung leisten können. Ein dabei zu beachtender Aspekt ist, dass Projekte zur Digitalisierung für viele Organisationen neu sind und die vorhandenen Erfahrungen sich oft auf Projekte beschränken, welche auf anderen Grundlagen als die der technologisch getriebenen Veränderungen aufbauen.
Praxistransfer - Modellentwurf
Da setzt das Modell an, welches für den Praxistransfer erstellt ist und das Ziel unternehmensweiter Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten verfolgt.
Digitalisierungsprojekte stehen in ständiger Wechselwirkung und können nicht isoliert betrachtet werden. Nur durch vorhandene und aktiv genutzte Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten kann der Tendenz, dass Digitalisierungsprojekte (weit) hinter den jeweiligen Erwartungen zurückbleiben, begegnet werden.
In Digitalisierungsprojekten geht es nie allein um Technologie als Selbstzweck, sondern um technikgestützte Anwendungsszenarien, die von Menschen erdacht und von Menschen beziehungsweise Organisationen genutzt werden.
Führungskräfte, projektleitende Personen, Projektmitarbeitende, beratende Person und weitere Beteiligte sind für eine erfolgreiche Digitalisierung wichtig, denn sie müssen aufgrund ihrer Ausbildung und Erfahrung die Notwendigkeiten erkennen, Trends verfolgen und lernen diese Fähigkeiten in ähnlichen Projekten kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Die Studienergebnisse zeigen, dass einige Beurteilungen im Projekt und insbesondere auch im Kontext der Digitalisierung vorsichtig und stets unter Berücksichtigung weiterer möglicher Einflussfaktoren zu betrachten sind. Für die Weiterentwicklung des Modells empfiehlt es sich, Detaillierungen zu den Projektzielen, der Projektmethodik, der Zusammensetzung des Projektteams wie zur Projektwirkung selbst anzustreben. Diese Detaillierungen dienen einerseits für die Bewertung des Projekts mit relevanten und konkreten Zahlen, Termine, Rollen und Anforderungen, anderseits auch zur Ermittlung der Betrachtungsperspektive, der Branche und dem Beizug direkter Vergleiche im Sinne von Benchmarks.
Die Praxis verlangt nicht selten einfach verständliche Modelle. Von einem solchen Modell, welches Digitalisierungsprojekte mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Erfolg führen kann, sind wir (noch) weit entfernt und vielleicht ist es auch besser, wenn dieser Anspruch so gar nicht geltend gemacht wird. Vielleicht kann das Modell jedoch einen Beitrag beisteuern, dass Antworten auf Fragen zur Digitalisierung und deren Umsetzung mit Projekten besser reflektiert, breiter abgestimmt und vor allem auch vor dem Projektstart der entsprechende Dialog stattfinden kann.
Der Bericht steht als Download zur freien Verfügung.