Daniel Frei (Autor)
Die digitale Transformation von Unternehmen ist nicht länger eine Frage des "was wäre wenn", sondern eine Frage des "wann". Das Aufkommen neuer digitaler Technologien zwingt Organisationen dazu, sich durch die Digitalisierung von Produkten, Dienstleistungen, Geschäftsprozessen und innovativen Geschäftsmodelle zu navigieren (Moroz, 2018). Allerdings ist die Anzahl der möglichen Anwendungen, Business Software Systeme, digitaler Technologien sowie deren Interaktionen mit den Benutzenden (Usern) breit gefächert.
Dazu sind digitales Wissen und Können notwendig. Um mit der digitalen Transformation organisatorische Ziele erreichen zu können ist sozusagen ein Set an digitalen Kompetenzen zu erwerben.
Samuel (2016) bekräftigt diese Definition, indem er feststellt, dass intelligente Organisationen erkannt haben, dass die Implementierung digitaler Technologien am Arbeitsplatz weit über Hardware oder Software hinausgeht. Es geht um die Veränderung von Verhaltensweisen und Arbeitspraktiken. Es geht um die Kompetenzen, welche mit den Mitarbeitenden gefördert und von diesen gefordert werden. Digitale Technologien zur Transformation der Organisation zu nutzen setzt genau diese Kompetenzen voraus.
Erfolgreiche digitale Transformationen benötigen Organisationen, welche das Potenzial des sozialen Lernens, der Gestaltung und der Bereitstellung von Inhalten zulassen. Problemlösungen durch vernetzten Wissensaustausch sind zu erkennen und aktiv zu gestalten.
Somit geht es bei der digitalen Transformation auch darum, die erforderlichen Kompetenzen zu identifizieren und organisatorische Massnahmen zum Auf- und Ausbau dieser Kompetenzen zu definieren und umzusetzen. Diese und weitere Massnahmen erleichtern die Akzeptanz und die Nutzung neuer Technologien und Business Software Systeme.
Mehrere Studien weisen wichtige digitale Kompetenzen aus (bspw. der Europäische Rahmen für digitale Kompetenzen oder Publikationen des International Institute for Applied Knowledge Management). Dabei werden die Bewertung von Daten, Informationen und digitaler Inhalte; das Browsen, Suchen und Filtern von Daten, Informationen und digitaler Inhalte; Interaktionen mit digitalen Technologien; Verwaltung von Daten, Informationen und digitale Inhalte sowie die Zusammenarbeit mit Hilfe digitaler Technologien besonders oft genannt.
Nach dieser Einleitung wird ersichtlich, dass zwar einzelne Projekte oder ganze Projektportfolios zum Weg der digitalen Transformation gehören, das Gesamtpaket jedoch ziemlich klar auf der Entwicklung der ganzen Unternehmung und dem Umfeld des Unternehmens basiert. Sie können zwar Home Office einführen, damit haben sie aber noch keinen kooperativen Führungsstil eingeführt; sie können Sprints planen und durchführen, damit haben sie aber noch keine effiziente und digitale Prozesse im Alltag; sie können eine neue Business Software einsetzen, haben damit aber noch keine neuen digitalen Produkte oder Dienstleistungen; sie können Cloud Dienste, künstliche Intelligenz (AI), Blockchain Technologie oder IoT einführen, haben damit aber noch keine kundenorientierten Mehrwerte geschaffen.
Strategische Planung und operative Entscheidungen sind auch bei der digitalen Transformation zu synchronisieren und aufeinander abzustimmen. Während prozessuale Aspekte die Entwicklung, Umsetzung und Bewertung von Strategien der digitalen Transformation regeln, muss man aufgrund ihres neuartigen Charakters zunächst definieren, aus welchen inhaltlichen Aspekten digitale Transformationsstrategien bestehen sollen. Die folgenden vier Schlüsseldimensionen und das daraus resultierende, übergreifende Framework sind das Ergebnis von Vorarbeiten, die eine Literaturanalyse sowie mehrere Fallstudien und Interviews beinhalten (Samuel, 2016).
Unabhängig von der Branche oder dem Unternehmen haben digitale Transformationsstrategien bestimmte Elemente gemeinsam. Diese Elemente lassen sich auf vier wesentliche Dimensionen zurückführen: Einsatz von Technologien, Veränderungen in der Wertschöpfung, strukturelle Veränderungen und finanzielle Aspekte. Vielleicht erinnern Sie sich hier an einen vorgängigen Beitrag dieser Blog-Serie zu den Aspekten der Finanzierbarkeit der digitalen Transformation?
Der Einsatz von Technologien adressiert die Einstellung eines Unternehmens gegenüber neuen Technologien als auch die Fähigkeit, diese Technologien zu nutzen. Sie beinhaltet daher die strategische Rolle der IT und seine zukünftigen technologischen Ambitionen. Die Führung des Unternehmens muss entscheiden, ob sie Marktführerin in Bezug auf den Technologieeinsatz werden will, um eigene technologische Standards zu schaffen, oder ob sie lieber auf bereits etablierte Standards zurückgreift und Technologien als Mittel zur Erfüllung der Geschäftsabläufe sieht.
Aus unternehmerischer Sicht ist der Einsatz neuer Technologien oft mit Veränderungen in der Wertschöpfung verbunden. Diese betreffen die Auswirkungen digitaler Transformationsstrategien auf die Wertschöpfungsketten von Unternehmen, d.h. wie weit die neuen digitalen Aktivitäten vom klassischen - oft noch analogen - Kerngeschäft abweichen. Weitere Chancen bieten die Erweiterung und Bereicherungen des Produkt- und Dienstleistungsportfolio. Diese gehen jedoch oft mit einem stärkeren Bedarf an technologischen und produktbezogenen Kompetenzen und somit auch höheren Risiken einher.
Sie sehen, diese Fragestellungen gehen weit über ein einzelnes Projekt hinaus. Aus diesen und weiteren Gründen sollte die digitale Transformation als kontinuierliche strategische Weiterentwicklung des Unternehmens betrachtet werden und nicht als ein Projekt mit einem planbaren Ende.
- Moroz (2018)
- Samuel (2016)
- Matt, Hess & Benlian (2015)