Business Software Evaluation – Prüfe, wer sich (ewig) bindet?
Heiner Ackermann (Autor)
"Auf was muss ich wirklich achten, um ein ERP-Projekt erfolgreich umzusetzen?" - Ich blickte zurück und überlegte mir, was machte es in den letzten 20 Jahren aus, dass ein ERP-Projekt erfolgreich umgesetzt und das System zur Zufriedenheit der Anwenderinnen und Anwender in den produktiven Betrieb übergeben werden konnte?
Die Evaluation eines ERP-Systems ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Das Projekt betrifft in der Regel das ganze Unternehmen. Mit der laufend zunehmenden Durchdringung der Digitalisierung gilt es, immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzubeziehen. Neben den grundlegenden Regeln rund um das Projektmanagement bei Digitalisierungsvorhaben, erachte ich die folgenden drei Punkte für erfolgreiche ERP-Projekte entscheidend:
- Systemanbieter – Was läuft vor und vor allem hinter den Kulissen – «Behind the scene»?
- Technologiewandel – Was bedeuten die Trends in der Digitalisierung und welche Potentiale ergeben sich daraus?
- Prozesse und Anforderungen – Wie stellt man die Abdeckung der relevanten Themen sicher?
Systemanbieter – Was läuft vor und vor allem hinter den Kulissen – «Behind the scene»?
Wir alle wissen, von «Glanzprospekten» sollte man sich nicht täuschen lassen. Ein potenzieller Systemanbieter zeigt sich - wie üblich bei einem «Pitch» oder Assessment - von seiner besten Seite. Für den ERP-Suchenden ist es dabei schwierig, auf die harten Fakten zu stossen, welche über Erfolg und Misserfolg im konkreten Fall entscheiden. Eine konsequente Marktbeobachtung – auch «behind the scene» - ist enorm hilfreich: Wie entwickelt sich die Personalfluktuation des Anbieters, gibt es neue Eigentümer, wenn ja, was haben diese für langfristige Pläne? Wie war der Entwicklungsrhytmus in den letzten Jahren? Wie hat sich in den letzten Jahren die Anzahl der Neukunden entwickelt?
Technologiewandel – Was bedeuten die Trends in der Digitalisierung und welche Potentiale ergeben sich daraus?
Der Wandel, verbunden mit den neuesten Trends rund um Digitalisierung in der Unternehmenslandschaft, war noch nie so rasant wie heute. Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass wir ERP-Software aus der Cloud beziehen können? Von der Vielzahl von Themen, welche im Tagesrhythmus angepriesen werden, gilt es zu priorisieren und deren Relevanz fürs eigene Unternehmen zu erkennen: Können damit die Prozesse besser abgewickelt werden? Wo liegt der Kundennutzen? Vermeide ich mit dem neuen Feature Verschwendung? Ermöglicht die Software künftig Automatisierungen, wo nötig und sinnvoll? Dies sind nur einige Fragen, die man sich stellen sollte. Im nächsten Schritt gilt es zu klären, welchen technologischen Wandel die potenziellen ERP-Systemanbieter in den letzten Jahren wirklich durchgemacht haben. Haben sie möglicherweise Themen verschlafen? Wohin geht die Reise / ERP-Roadmap in den kommenden 5-10 Jahren?
Prozesse und Anforderungen – Wie stellt man die Abdeckung der relevanten Themen sicher?
Die unternehmenskritischen Prozesse und Anforderungen möglichst passgenau nutzen zu können gilt als übergreifende Zielsetzung, welche das Projektteam systematisch verfolgen sollte. In den ERP-Projekten wird immer wieder nach Best-Practice-Ansätzen nachgefragt. Da helfen neben der persönlichen Erfahrung des Beraters eine systematische Bibliothek, welche einerseits die Branchenthemen umfasst, anderseits genug breit ist, um die Passgenauigkeit der potenziellen Systeme wirksam zu beurteilen.
Fazit
Und welcher der drei Punkte ist nun der Wichtigste? Auch Digitalisierung ist «People Business» - d.h. unter der Voraussetzung, dass die Roadmap bezüglich Technologie und funktionaler Systementwicklung passt, gelten die Anbietereigenschaften als entscheidend. In dieser schnelllebigen Zeit ist das Zitat von Friedrich von Schiller aktueller denn je: "Prüfe, wer sich (ewig) bindet!". Auch im ERP-Geschäft.